Der neue Lebensraum wird sofort erkundet und in Besitz genommen. Foto: Sibylle Winkel

Neue Heimat für die Europäische Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige in Deutschland wild vorkommende Schildkrötenart. Sie war früher eine charakteristische Art der Auen, in Hessen ganz besonders in den Auen des Rheins. Schon im Mittelalter wurden die Tiere in Massen gefangen und gegessen, das war der Anfang des Aussterbens der Art. Mit Begradigung des Rheins, dem Verbau von Gewässern, der Trockenlegung von Auen und Intensivierung der Landwirtschaft verschwand die Art dann im letzten Jahrhundert fast vollständig und galt in Hessen überwiegend als ausgestorben. 
 
Das Land Hessen hat ein Schutz- und Auswilderungsprogramm für die stark bedrohte heimische Sumpfschildkröte ins Leben gerufen. Die Tiere werden im Opel Zoo und im Augsburger Zoo gezüchtet und dort 3 Jahre aufgezogen, bis sie ein Gewicht von mehr als 100g aufweisen. Im Frankfurter Zoo werden sie dann "gechippt" und anschließend in verschiedenen Schutzgebieten ausgewildert. Geplant ist, bis zum Jahr 2030 die Auswilderung von insgesamt 1.200 Tieren aus dem Nachzuchtprogramm in zehn verschiedenen hessischen Schutzgebieten umzusetzen. Ein Fokus liegt dabei auf den Altrheinarmen mit ihren Nebengewässern und den Schutzgebieten am Rhein im Hessischen Ried.

Unter anderem ist ein Projekt der Ökoagentur für Hessen (HLG) bestens geeignet, um als künftiges "Schildkrötenhabitat" zu dienen. Die im Jahr 2018 renaturierte, ehemalige Fischteichanlage, hat für die Eiablage der Tiere gut geeignete, sandige Ufer und wird vom Menschen nicht mehr genutzt. Perfekte Bedingungen für die empfindlichen Tiere. So wurden am 12. Juni 2023 zehn Jungschildkröten in den Teichen des Projekts ausgesetzt. 
 
Wir freuen uns, Teil des Auswilderungsprogramms sein zu dürfen und sind gespannt, ob sich eine stabile Population der seltenen Tiere entwickelt.