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Acht hessische Baugebiete übernehmen Vorreiterrolle in der Energiewende

HLG begleitet Kommunen in der Entwicklung einer Plus-Energie-Siedlung

Von links oben: Dr. Andreas Meissauer (HMWEVW), Thomas Klute (Gemeinde Sinn), Olaf Burmeister-Salg (Gemeinde Münster), Joachim Heuser (Stadt Florstadt), Dr. Bernhard Hertel (Bgm. Stadt Niddatal), Joachim Pauli (Stadt Homberg/Efze), Gerald Frank (Bgm. Gemeinde Münster), Jürgen Hoffmann (Bgm. Stadt Rodgau), Markus Ebel-Waldmann (Stadtwerke Rodgau), Rüdiger Schweer (HMWEVW), Dr. Karsten McGovern (LEA), Heinz Ziegler (Stadt Homberg/Efze), Helene Pankratz (Stadt Homberg/Efze), Staatsekretär Jens Deutschendorf (HMWEVW), Axel Muhn (Bgm. Stadt Bad König), Prof. Dr. Martina Klärle (Vizepräsidentin der UAS Frankfurt), Kolja Sparrer (Stadt Bad König), Dr. Gerald Kunzelmann (Geschäftsführer HLG)

Wiesbaden. Hessen unterstützt acht Modellkommunen bei der Errichtung von Plus-Energie-Siedlungen. Das sind Siedlungen, die mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen.

Die Planung und der Bau solcher Siedlungen sind eine Pionierleistung. „Deshalb stellt sich die Hessische Landgesellschaft (HLG) ihrer Verantwortung als Landesunternehmen, das derzeit über 200 Wohngebiete in Hessen entwickelt, dieser Aufgabe, die Kommunen in der Entwicklung der Plus-Energie-Siedlungen federführend zu begleiten“, sagt Dr. Gerald Kunzelmann, Geschäftsführer der HLG mit Sitz in Kassel. Gemeinsam mit der Abteilung Landesentwicklung/Energie des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW), der Landesenergieagentur (LEA) sowie dem House of Energy (HoE) werde die HLG mit den Modellkommunen den Weg in die energie- und siedlungspolitische Zukunft bahnen.

In Wiesbaden nahmen am 5. April 2019 die Vertreter der Modellkommunen Homberg (Efze), Sinn, Florstadt, Niddatal, Rodgau, Erzhausen, Münster und Bad König an einer Auftakt- und Informationsveranstaltung im Wirtschaftsministerium teil. Dr. Kunzelmann sagte: „Instrumente zum Aufbruch in die Plus-Energie-Zukunft sind nicht nur die Vergabe von Fördermitteln, sondern vor allem die Mobilisierung von Fachkompetenz, Moderationsleistungen und Netzwerkbildung.“

Das Ministerium wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung durch Jens Deutschendorf, als Staatssekretär zuständig für Energiethemen und neuer Aufsichtsratsvorsitzender der HLG, sowie Rüdiger Schweer, Leiter des Referats Energiemonitoring, Regionale Energiekonzepte, und Dr. Andreas Meissauer, Leiter des Referats Energiepolitik, Erneuerbare Energien, Energietechnologien, vertreten. Für die HLG nahm neben Geschäftsführer Dr. Gerald Kunzelmann auch Prof. Dr. Martina Klärle an der Tagung teil. Gerald Kunzelmann dankte Martina Klärle, dass sie in ihrer Zeit als Geschäftsführerin der HLG den Leitfaden federführend gemeinsam mit den anderen Institutionen 2017-2018 entwickelt hatte. Die LEA wurde durch ihren Geschäftsführer Dr. Karsten McGovern vertreten.

„Bei der Stromerzeugung ist die Energiewende auf einem guten Weg, aber wir brauchen auch Fortschritte im Wärmesektor“, sagte Staatssekretär Deutschendorf. „Denn ein erheblicher Teil unseres Energieverbrauchs entfällt auf das Heizen unserer Wohnungen. Die Plus-Energie-Siedlung kann einen großen Beitrag leisten, auch unseren Wärmebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen zu decken. Doch es gibt diese Siedlungen noch nicht als Konfektionsware. Wir müssen die besten Konzepte zur Planung, zur Finanzierung, zum Bau und zum Betrieb erst noch entwickeln. Darum freue ich mich, dass die Modellkommunen bereit sind, diesen Weg mit uns zu gehen.“.

„Im vorigen Jahr“, sagte Martina Klärle, „haben wir als HLG gemeinsam mit dem Ministerium, mit dem House of Energy in Kassel und mit der LEA den ersten Leitfaden für die Planung solcher Plus-Energie-Siedlungen in Deutschland vorgelegt.“ In fünf Jahren solle auf jedem zweiten Baugebiet, das die HLG mit einer hessischen Kommune entwickelt, eine Plus-Energie-Siedlung entstehen, wünschte sich Martina Klärle und erläuterte: „Eine Kommune muss vor der Entwicklung eines Baugebietes entscheiden, ob dort eine Plus-Energie-Siedlung entstehen soll. Darum ist es wichtig, viele Fragen rechtzeitig zu stellen und zu beantworten. Wer die Plus-Energie-Siedlung nicht von Anfang an denkt, der macht sie teuer.“

Zum Beispiel müsste schon in der Planung an die Leitungsrechte für das Nahwärmenetz und die Stellplätze mit Ladesäulen für die E-Mobile gedacht werden. Alle Grundstücke müssten untereinander an das multidirektionale Energienetz für Strom und Wärme angeschlossen werden, damit überschüssige Energie in der ganzen Siedlung abgenommen werde. Auch das Betreibermodell für ein gemeinsames Kraftwerk und die Organisation des Energiehandels müssten schon in der Planung des Baugebiets bedacht werden, sagte Martina Klärle. Schon die Arbeit am Leitfaden habe einmal mehr offenbart, dass es nicht das eine Ideal-Modell einer Plus-Energie-Siedlung gebe, sondern eine Vielzahl an Konzepten mit ihren jeweiligen Für und Wider, die sich zu einem Gesamtwerk zusammenfügen ließen.

Die unterschiedliche Geschwindigkeit, mit der die Plus-Energie-Siedlungen in den einzelnen Kommunen entwickelt werden, und der aktuell unterschiedliche Planungsstand seien ebenfalls eine große Herausforderung, erläuterte Karsten McGovern. Die Projekte müssten zudem in den Kommunen koordiniert, die Bürger und die potentiellen Bauherren in den Dialog einbezogen und die gesamten Prozesse in den Kommunen und auf Landesebene begleitet und gesteuert werden. „Das sind Leistungen, mit denen wir als LEA dem Land, der HLG und den Kommunen aktiv helfen können, zum gemeinsamen Ziel zu gelangen“, sagte Karsten McGovern.

Im Koordinationskonzept, das in Wiesbaden vorgestellt und diskutiert wurde, obliegt die Projektkoordination in den Kommunen der HLG und dem kommunalen Projektleiter mit fachlicher Unterstützung der LEA. Den Gesamtprozess im Land koordinieren wiederum die Projektleiter der HLG und die LEA mit Unterstützung des HMWEVW mit Arbeitstreffen im Abstand von sechs Monaten. Ende 2021 sollen die Ergebnisse in einer Abschlusspräsentation vorgestellt werden.

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