Von links: Dr. Gerald Kunzelmann (Geschäftsführer HLG), Dagmar Busch (Projektleiterin HLG), Dr. Bernhard Hertel (Bürgermeister Stadt Niddatal), Martina Klärle (Vizepräsidentin der UAS Frankfurt)

Niddatal: „Die Idee, in einer Siedlung mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen, ist faszinierend“

„Die Häuser einer Plus-Energie-Siedlung würden wir gut vermarkten können“, zeigt sich Dr. Bernhard Hertel, Bürgermeister der Stadt Niddatal, zuversichtlich. Noch gibt es eine solche Siedlung in Niddatal nicht, „aber der Leitfaden für die Planung einer Plus-Energie-Siedlung, der unter der Ägide von Prof. Dr. Martina Klärle als Geschäftsführerin der Hessischen Landgesellschaft (HLG) entstanden ist, hat uns auf das Thema aufmerksam gemacht“, sagt Hertel. Die Idee, in einem Haushalt mehr Energie zu erzeugen, als dieser verbraucht, findet der Agrarwissenschaftler „faszinierend, obwohl es doch noch zu kurz gesprungen ist. Wir sollten nicht nur über eine vernetzte Energieversorgung in der Plus-Energie-Siedlung nachdenken, sondern auch über eine optimierte Regenwassernutzung, Abwasserentsorgung, Wasserversorgung, Carsharing, Fahrradverleih und bessere, gemeinsame Mobilitätskonzepte unter Nutzung nachhaltiger umweltverträglicher Baustoffe und über eine schonende Wärmeversorgung.“ Hertel vermutet, dass „Teile unserer Bürger und Kommunalpolitiker“ aufgeschlossen sind gegenüber solchen Ideen. Wie groß die Bereitschaft letztlich sei, für eine solche Siedlung mehr zu bezahlen, vermag er noch nicht einzuschätzen. Die Haltung der Bürger sei womöglich „zwiespältig“, denn das bereits beschlossene Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, stehe vordergründig in Konkurrenz zu den erhöhten Investitionen in eine Plus-Energie-Siedlung, auch wenn sich der zusätzliche Aufwand auf mittlere Sicht amortisiere. Die Herausforderung jedenfalls, eine Plus-Energie-Siedlung gemeinsam zu errichten, sei noch nicht in all ihren Dimensionen durchdacht, denn schließlich müsse das künftige Versorgungskonzept gut überlegt werden, bevor die Bagger kommen. Die Bauherren müssten diskutieren, in welcher Weise sie ihre Energielieferungen untereinander vertraglich regeln wollten. Darum sei es „positiv“, dass die HLG gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und der Landesenergieagentur den Prozess, Energie-Plus-Siedlungen in acht Modellkommunen zu entwickeln, mit Beratung und moderierten Gesprächsrunden begleiten werde.

07.08.2019