RWE-Trasse Darmstadt
Dauerhafte Sicherung und Verbesserung von Lebensraumtypen im FFH-Gebiet Beckertanne
Zwischen Darmstadt und Pfungstadt verläuft eine Schneise quer durch den Wald, die anlässlich des Baus von Hochspannungsleitungen jahrzehntelang waldfrei gehalten werden musste. Diese besondere Situation hat artenreiche Sandtrocken- und Steppenrasen-Gesellschaften hervorgebracht. Mit der Modernisierung der Strommasten (waldüberspannender Ausbau) stellte der Leitungsbetreiber jedoch die Pflege der Trasse ein. Die daraufhin einsetzende Sukzession hat zur Degeneration der Magerrasenbestände geführt. Nichteinheimische Gehölze wie Traubenkirsche, Roteiche oder Robinie breiten sich aus.
In Anlehnung an den Managementplan des FFH-Gebiets „Beckertanne von Darmstadt mit angrenzender Fläche“ setzt die Ökoagentur seit 2018 Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung der vorhandenen Lebensraum- und Biotoptypen sowie zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten um.
Dazu wurden unter anderem gebietsfremde Gehölze aus den Flächen entnommen und initial mit Rechgut aus benachbarten Trocken- und Magerrasenbereichen beimpft.
Das Pflegekonzept sieht die dauerhafte Offenhaltung der Freiflächen durch die Beweidung mit Schafen und eine alternierende Mahd vor.
Eines der botanischen Highlights auf der RWE-Trasse ist die Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides). Als echte Spezialistin für magere und trockene, basische Standorte besiedelt sie lückige Sandrasen, lichte Kiefern-Trockenwälder und Binnendünen. Eine Anpassung an extreme Lebensräume ist die bis zu 2,5 m tiefe Pfahlwurzel, die ein Überdauern auch bei großer Trockenheit ermöglicht. Mit der Schaffung offener Böden, einer angepassten Bewirtschaftung und vor allem der fortschreitenden Reduzierung der Beschattung durch aufkommende Bäume soll die nur noch in Einzelexemplaren vorkommende und in Hessen vom Aussterben bedrohte Art geschützt werden.
Auch der in Deutschland sehr selten gewordene Ausdauernde Lein (Linum Perenne), der im Projektgebiet mit seinem größten Bestand Deutschlands vorkommt, soll in den nächsten Jahren durch viele kleine Maßnahmen gefördert und im Gebiet verbreitet werden. Die RWE-Trasse bietet Lebensraum für weitere teils an extreme Standorte angepasste Spezialisten.